Bahnhofstrasse
Freie Fahrt nach Unterseen
Durch die Bödelibahn und den Schifffahrtskanal wurde der Westbahnhof zur Drehscheibe des internationalen Verkehrs. Unterseen dagegen lag abgeschnitten auf der Nordseite der Aare. Neue Brücken und eine mondäne Bahnhofstrasse schafften 1893 den Anschluss.
Die Bödelibahn von Därligen nach Bönigen veränderte die Verkehrsverhältnisse grundlegend. Der rege Kutschenbetrieb vom Neuhaus in die Stadt Unterseen und weiter nach Aarmühle/Interlaken kam zum Erliegen. Bei der Eröffnung des Bahnhofs Aarmühle 1872 – dem heutigen Westbahnhof – fehlte eine direkte Strassenverbindung nach Unterseen. Erste Projekte aus dem Jahr 1873 für den Bau einer Brücke hatten aus finanziellen Gründen keine Chance.
Der Bau des Schifffahrtskanals vom Thunersee zum Westbahnhof 1890/92 brachte die Wende. Der Lauf der Aare wurde korrigiert und die Strasse von Därligen nach Unterseen durch den Abbruch der Brücke in der Weissenau unterbrochen. Drei neue Brücken über die beiden Aareläufe und den Fabrikkanal dienten ab 1893 als direkte Verbindung von Unterseen nach Interlaken.
In der neuen Bahnhofstrasse schossen die Gebäude in städtischem Baustiel nur so aus dem Boden. Weltstadtcharakter zeichnete auch das mondäne Hotel Continental aus – ebenso wie die vier elektrischen Strassenlampen, die ab 1894
die neue Strasse beleuchteten.
1914 fuhr der erste Tramwagen der Strassenbahn Steffisburg – Thun – Interlaken durch die vornehme Geschäftsstrasse. Das elektrische Tram verkehrte bis zum Ausbruch des zweiten Weltkriegs 1939.
Im Winter 1950/51 wurden die über 50 Jahre alten Brücken über die Aare verstärkt und in den Jahren 2012/13 durch neue Konstruktionen ersetzt.